Früher bei den Donauschwaben
Karsamstag
Die Ratschenbuben hatten an diesem Tag noch einmal einen Großeinsatz und holten sich den Lohn für ihren Fleiß von Haus zu Haus ab: »Leit, Leit, mr kumme zur öschterlichen Zeit, gebt uns Eier, gebt uns Geld, gebt uns alles was nr wellt, nar ko Schläg, die tun weh.« Man belohnte diese Buben dann mit Eiern, Ostereiern und Geld. Das »Rätschen« war zu Ende. Die Kirchenglocken kehrten bildlich gesprochen aus Rom zurück. Schön und rein erklang das Geläut, was weit zu hören war. »Die Glocke sind wiedr too«, riefen die Kinder.
Gegen Abend des Karsamstags kam das Dorf in der Kirche zur Auferstehungsfeier mit der Weihe des Osterfeuers und des Taufwassers zusammen. Daran schloss sich die überaus feierliche und ergreifende Auferstehungsprozession an, denn in den Fenstern der Häuser brannten überall Kerzen vor den Heiligenbildern. Nach dem Kirchgang ging es sofort nach Hause, die Fastenzeit war zu Ende und so konnte der Familienvater frohgelaunt verkünden: »Alleluja is vorbei, Gredl bring den Schunge (Schinken) rei!« Das ließ sich die Hausfrau nicht zweimal sagen und eilte fort, um Schinkenfleisch mit Meerrettich, Brot und gekochte Eier aufzutischen.
In manchen Dörfern wurde auch das Streuen als Jugendbrauch in der Nacht zum Ostersonntag festgehalten. Jakob Oster, der sich im Februar des Jahres 1952 in Entre Rios niederließ, lebte in der Batschka. In einem Interview mit den Mitarbeitern des Heimatmuseums im Jahre 1992 erinnerte er sich:
Die Burschen haben mit 16 Jahren angefangen große Burschen zu spielen. Die Mädels hatten 14 15 Jahre; und da war es so wie auf der ganzen Welt, dass ein Bursch und ein Mädel einander gefallen haben. Wer ein Mädel hatte, der hat Spreu und Stroh gestreut. Es war ein Zeichen der Zuneigung. Man durfte nicht erwischt werden, nicht einmal der Hund durfte bellen, alles musste ganz still gemacht werden. Der Bursche, der sein Mädel liebte, steckte auch einen kleinen Blumenstrauß in die Tür. Wenn die Polizeistreife kam, hat man sich schnell in den Graben hingelegt, damit man nicht gesehen wurde. Wenn ein Mädel einen Burschen nicht wollte, hat es unten am Haussockel mit Farbe ein bis zwei Striche gezogen. Die Mädels mussten früh aufstehen, um »die Gass« zu kehren, bevor die Leute zur Kirche gingen und sich nicht der Schande auszusetzen, als faul zu gelten.
Foto: Reisspreu-Streuen in Entre Rios im Jahre 2011
Quelle: Heimatbuch Entre Rios